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MILE - APPLE JUICE & LEMON TREES



Wie hoch stehen die Chancen, dass man eines Abends irgendwo auf einer Untergrund-Veranstaltung spontan auf die Bühne hüpft, entdeckt wird, einige Zeit später ein Plattenvertrag in der Tasche hat und das erste Release auch zugleich das Debütalbum ist? Ziemlich gering würde ich mal behaupten. Michael Lechner alias Mile, hat es genau so erlebt. Der Weizer mit nigerianischen Wurzeln lenkt gerade den Blick der Hip-Hop Szene auf sich. Sein erstes Album "Apple Juice & Lemon Trees" ist bei dem Grazer-Indielabel Tiefparterre Records erschienen und genießt eine hohe Aufmerksamkeit, sowohl in der Steiermark, als auch außerhalb. Eines seiner Musik-Videos schafft es sogar auf der Homepage der weltweit bekannten Hip-Hop Magazin Complex und bietet seiner Musik damit eine internationale Plattform an. Was für ein Start! Wir durften den Weizer-Newcomer ein paar Fragen dazu stellen um mehr darüber zu erfahren wie alles begann und seine Zukunftspläne aussehen. Großes Talent gepaart mit viel Selbstdisziplin und das Verlangen nach mehr: MILE! Das Interview jetzt auf S4HH!

Deine Geschichte als Rapper beginnt als Support-Act in der Niesenberger, Graz. Jedoch möchte ich zurück in die Vergangenheit. Die ersten Lines hast du bereits während deiner Hauptschulzeit geschrieben. Was hat dich dazu bewegt mit Rap anzufangen, gerade für jemanden der Michael Jackson als musikalischen Einfluss hatte?

Ich war in Lignano in Italien, als Kind fuhr ich da öfter mit Familie und Freunden hin. Einer meiner Kumpels hatte im Zuge eines Schüleraustauschs gerade einen Jungen aus Schweden zu Besuch. Ich wollte die Jungs zum Fussballspielen abholen, also ging ich rüber zu ihnen und der Schwede (wir nannten ihn wirklich Schwede) pumpte gerade Eminems “Kill You” von der Marshall Mathers LP. Dieser verrückte Flow und die Attitude zu sagen was auch immer man will sind mir im Kopf hängengeblieben.

Geboren bist du in Sapele, eine über 140.000 Einwohner Hafenstadt in Nigeria als Sohn eines Österreichers und einer Nigerianerin. Mit 8 Jahre bist du dann nach Österreich gekommen. Die Thematik findet sich in deiner Musik wieder und verarbeitet unter anderem, auch die Eindrücke von damals. Was nimmst du aus dieser Erfahrung mit? 

Zunächst habe ich sehr viel Temperament aus Nigeria mitbekommen, sehr viel Lebensgefühl und Rhythmus, dafür bin ich dankbar. Ich habe gelernt, dass es auf die einfachen Dinge im Leben ankommt die man nicht mit Geld kaufen kann und wie man aus dem Wenigen das man hat, alles rausholen kann um ein glückliches Leben zu führen. Nigeria ist für mich ein Land mit unbegrenztem Potential, es muss nur noch geweckt und in die richtige Richtung gelenkt werden. Ich weiss, ich werde dort mit dem Wissen, dass ich mir in Europa angeeignet habe noch sehr viel bewegen.
Zurück in der Niesenberger. Ein kurzes Video von dir als Support-Act taucht im Netz auf und weckt die Aufmerksamkeit von Lucia Laggner, Dj und Musik-Journalistin. Durch Lucia bist du auf das Grazer Indie-Label, Tiefparterre Records gekommen. Einige Zeit und Tracks später bietet sich ein Plattenvertrag an. Was hat dich dazu gebracht mit Tiefparterre zu unterschreiben und was hat diesen Schritt für dich bedeutet?

Ich habe Lucia sehr viel zu verdanken, nach dem Gespräch mit ihr ging alles ganz schnell, ein paar Demo-Tracks zu Tiefparterre, zwei Singles, ein paar Monate später mein erstes Video und Album Release. Das erste aufeinander Treffen mit Tiefparterre war der ausschlaggebende Punkt, wir teilten die gleichen Ansichten und die gleichen Visionen, ich hatte sofort das Gefühl ein Teil der Familie zu sein und gemeinsam etwas bewegen zu können. Für mich bedeutet es zu tun was ich liebe und wovon ich schon immer geträumt habe. Musik ist seitdem ich zurückdenken kann mein ständiger Begleiter und heute selbst Künstler zu sein ist für mich das Allergrößte.

Dein Album-Release fand am 16. Mai in der Postgarage, Graz statt: „Apple Juice & Lemon Trees“! Wie lief der Prozess ab, wieviel Stundenarbeit steckt da drin und würdest du jetzt im Nachhinein etwas daran ändern wenn du könntest?

Von zwei, drei Demotracks zu einem ganzen Album zu kommen ist ein langer Weg, die Stunden habe ich zum Glück nie mitgezählt, Musik schaltet bei mir jegliches Zeitgefühl aus und das ist gut so. Wenn ich an neuem Sound arbeite steige ich in eine andere Ebene auf, in diesen Momenten bin ich selbst die Musik und lasse mich von meinem Unterbewusstsein leiten. Der erste Impuls ist meist der Beste. Durch die Arbeit an “Apple Juice & Lemon Trees” habe ich gelernt wieder meinen Instinkten zu folgen und intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich würde nichts daran ändern, habe mir das Album erst heute wieder durchgehört, ich liebe es.
Der Albumtitel steht für die süße, sowohl auch für die saure Seite des Lebens. Was war bis jetzt, auf deinen Werdegang bezogen, süß und auf der anderen Seite sauer?

In Anbetracht dessen was gerade um mich herum in der Welt passiert, sehen zu müssen wie Menschen durch Krieg ihre Liebsten verlieren, ohne Zukunftsaussichten aus ihrer Heimat flüchten und ihr Leben riskieren nur um irgendwie mit viel Glück dahin zu gelangen wo ich leben darf und alle Privilegien genieße, relativiert meine Ansicht von der sauren Seite meines Lebens sehr. Ich bin glücklich da zu sein wo ich bin und der Mensch zu sein, der ich bin. Ich bete für diese Menschen die allesamt unsere Brüder und Schwestern sind und tue alles in meiner Macht stehende um jeden Tag ein kleines bisschen zur Besserung unserer Welt beizutragen.

Aufgenommen wurden 16 Tracks, 12 schafften aufs Album rauf. Ein einziges Feature ist drauf und zwar David Escobar. Mit wem würdest du in naher Zukunft gerne zusammen arbeiten und was ist dein Lieblingstrack auf dem Album?

“Apple Juice & Lemon Trees” ist ein sehr persönliches Album, mit begrenztem Raum für Features, es war wichtig das Album genauso zu gestalten wie es heute ist. Für die nahe Zukunft sind bereits einige Features geplant, ich freue mich darauf sie zu präsentieren wenn es soweit ist.

Es liegen mittlerweile ein paar Monaten zurück seitdem „Apple Juice & Lemon Trees“ rausgekommen ist. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert und bist du mit dem Feedback der Leuten zufrieden? Was ist der nächste Schritt?

Ich werde als der Rapper MILE XY wahrgenommen und bekomme großen Zuspruch und positives Feedback für mein Tun, die Arbeit am Album hat mich zu einem noch vielseitigeren Künstler mit einer noch stärkeren Vision gemacht. Ich habe heute die Mittel und Wege diese Visionen umzusetzen. Den nächsten Schritt bin ich bereits gegangen, ich lebe in London, pendle immer wieder zurück nach Wien und kreiere ein Sound aus diesen beiden Welten. Derzeit bin ich in Weiz bei meiner Familie und genieße die Zeit hier, ab November geht es wieder nach London.

Bevor du den letzten Satz bekommst, spielen wie eine Runde Dies –oder Das.

➢ Weiz oder Graz? 
Weiz. That's my hometown.
➢ Zitronen oder Apfelsaft? 
Apfelsaft. Von Zitronen verzieht es mir das Gesicht.
➢ Süß oder sauer? 
Bitte nur Süßes für mich.
➢ Fußball oder Musik? 
One good thing about music, when it hits, you feel no pain - Bob Marley.
➢ Deutsch oder Ami-Rap? 
MILE XY Rap.
➢ Nachdenkliche oder Partytracks? 
I love to party.
➢ Michael Jackson’s „Bad“ oder Fugees „The Score“? 
Nichts geht über Michael. One Love.
➢ Synthie oder Sample? 
Das höchste der Gefühle ist noch immer selbst zu komponieren, darum Synthie.
➢ Live on stage oder lieber im Studio? 
Live. Die Bühne ist mein zweites Zuhause.

Danke für deine Zeit! Der letzte Satz gehört dir.
Erst denken dann handeln, aber nicht zu lange denken sonst bist du irgendwann tot und es geht nicht mehr viel.






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